Der Verkehrssektor in Deutschland hat zurzeit einen Endenergieverbrauch von rund 800 Terawattstunden (TWh) pro Jahr. Würde man diese Verkehrsleistung komplett mit batterieelektrischen Fahrzeugen erbringen, wären wegen der höheren Effizienz nur etwa 200 TWh notwendig. Wasserstoffautos mit Brennstoffzelle würden dagegen circa 1.000 TWh brauchen (Quelle: Helmholtz-Institut f. elektrochemische Energiespeicherung).
Zu ähnlichen Erkenntnissen kommt auch Professor Doppelbauer vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Er argumentiert, dass Wasserstoff viel zu wertvoll und teuer ist, als es in einem Motor zu verbrennen. 

Bei der Elektrifizierung des Massenmarktes scheinen sich neben Hybridfahrzeugen mittlerweile klar Batterie-Elektroautos durchzusetzen. Dennoch werben einige weiter dafür, auch mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Stromer stärker voranzutreiben. In einem Interview hat Elektrotechnik-Experte Professor Martin Doppelbauer vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Stellung bezogen.

„Wir werden Wasserstoff auf jeden Fall brauchen. Aber im Massenmarkt Pkw mit Millionen von Fahrzeugen ist er ungeeignet“, sagte Doppelbauer im Gespräch mit Bizz Energy. Als Gründe zählte er auf, dass es weltweit derzeit nur zwei Wasserstoff-Serienfahrzeuge gebe, die zudem sehr groß mit eingeschränktem Platzangebot und teuer seien. Hinzu kämen Probleme mit der Infrastruktur, die „sehr schlechten Wirkungsgrade“ und der hohe Primärenergiebedarf bei der Herstellung.

„Man könnte auch sagen: Wasserstoff ist viel zu kostbar, um es im Auto zu verbrennen – beziehungsweise viel zu teuer“, fasste Doppelbauer seinen Standpunkt zusammen. Dass Wasserstoff-eMobility trotzdem weiter beworben wird, liege an einer großen Interessensgruppe, „die ein Riesenproblem mit batterieelektrischen Fahrzeugen hat: das ist die Öl- und Gasindustrie“. Von dieser Seite werde „sehr viel Druck“ ausgeübt.

Unpopulär mit Blick auf Batterie-Autos sei auch der dafür nötige Ausbau der Stromnetze, die Windräder und Stromtrassen erfordert. Das sei für die Politik nur mühsam durchzusetzen, beim Wasserstoff signalisiere dagegen die Öl- und Gasindustrie, den Aufbau übernehmen zu wollen. „Da gibt es keine Proteste, keine Widerstände, keine Mühen. Das erscheint sehr attraktiv“, so Doppelbauer.

Der Karlsruher Professor hat im Oktober ein „Strategiepapier elektrische Pkws – aktueller Stand und zukünftige Entwicklung“ veröffentlicht. Darin erklärt er, dass es bei den zukünftigen Energiespeicher-Technologien im Pkw-Bereich keinen Wettbewerb gebe – „tatsächlich sind batterieelektrische Fahrzeuge heute umweltfreundlicher als Brennstoffzellen-Pkws“. Es sei daher nun „Zeit, die Dinge klar zu rücken“.

Doppelbauer verwies darauf, dass auch Branchengrößen wie Volkswagen-Chef Herbert Diess oder der frühere Daimler-Boss Dieter Zetsche sich ähnlich äußerten. Auch einige Forscher im Bereich Wasserstoff würden entsprechenden Antriebslösungen im Pkw-Massenmarkt mit Millionen von Fahrzeugen die Eignung absprechen.